Der Ballengang

Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht wie Sie gehen? Vielleicht ja, vielleicht nein. Ich denke ein Großteil der Menschen macht sich über etwas so selbstverständliches wie Gehen nicht viele Gedanken, dabei wäre das kein Fehler, im Gegenteil.

Die überwiegende Mehrzahl meiner Klienten antworten auf die Frage wie sie gehen immer ganz selbstverständlich, „Ich roll mit der Ferse ab“. Doch ist das denn wirklich selbstverständlich? Um dem auf den Grund zu gehen, möchte ich Sie einladen einmal kleine Kinder beim Spielen zu beobachten, am Besten wenn sie barfuß sind, denn dann werden Sie sehr wahrscheinlich ein Ballengangmuster an ihnen erkennen. Begleiten Sie mich noch ein Stückchen zeitlich zurück. Nach der Geburt wird unter Anderem ein sogenannter Schreitreflex an den Neugeborenen getestet. Hier werden die kleinen kiddis entlang einer ebenen Unterlage geführt, so, dass sie gerade mit ihren Füßen die Unterlage berühren. Dabei machen die Neugeborenen kleine Schreitbewegungen und ja, Sie vermuten richtig, sie treten dabei zuerst mit den Ballen auf.

Sie sehen also, in der frühen Kindheit ist es nicht selbstverständlich mit der Ferse abzurollen. Dieses Muster ersetzt im Zuge des Lernprozesses der Kinder durch Nachahmen von den Eltern und das Tragen von nicht fußgerechten Schuhen(zu eng, Absatz etc.) den natürlichen Ballengang. Es kommen Schuhe zum Einsatz, die den Aufprall der Ferse auf den Boden und den Impuls, der dabei immer wieder durch den Körper geht und unserem Skelett schadet, abdämpfen sollen. Das ist allerdings gar nicht nötig, denn wir besitzen alle eine natürliche Dämpfung im Vorfuß. Wenn Sie Ihren Fuß langsam absinken lassen und bewusst Ihr Geweicht darauf verlagern, können Sie erkennen, wie sich Ihre Zehen spreitzen und sich Ihr Vorfuß aufbreitet, um das Gewicht gut ableiten zu können.

Wenn Sie im Ballengang gehen, nutzen Sie diese natürliche Dämpfung automatisch.

Und es besteht noch Hoffnung für uns Menschen :-), denn komischerweise gehen wir, wenn wir rückwärts gehen im Ballengang, wenn wir zur Seite gehen auch und wenn wir Treppen hoch steigen auch und runter auch. Wieso nicht auch vorwärts?

Betrachten wir einmal so einen Fuß genauer. Da gibt es zum Beispiel ein Fußgewölbe, das ist eine Struktur, die aus mehreren Faszienschichten besteht, welche unter Spannung steht wenn wir stehen und uns beim Gehen federartig leicht nach vorne katapultiert. Sie ist konkav geformt. Wie kann etwas abrollen, das konkav geformt ist?

Stellen Sie sich einmal vor, Sie stehen entspannt in Ihrem Flur, das Gewicht ist auf beiden Seiten gut verlagert. Nun beobachten Sie so bewusst wie möglich und so entspannt wie möglich sich selbst dabei was passiert, wenn Sie ihr rechtes Bein anheben. Schritt für Schritt. Probieren Sie sich zu lösen von der Art, wie sie es gelernt haben und lassen Sie sich darauf ein, Ihren Körper selbst alles machen zu lassen. Haben Sie nur die Intention vor Augen, „Ich möchte nur so viel (Muskel-)Kraft aufbringen, wie für die Bewegung an sich nötig ist, nicht mehr. Dann werden Sie feststellen, dass Ihr Fuß sich ganz natürlich und ohne Anstrengung nach unten absenkt und einfach nur „hängt“. Sie müssen Ihren Fuß nicht anwinkeln. 

Wenn Sie jetzt Ihren Fuß wieder auf den Boden zurück senken, beobachten Sie genau was passiert. Ihr Fuß wird garantiert nicht mit der Ferse zuerst aufkommen, sondern mit der Außenseite Ihres Vorfußes, dann kommt die Innenseite und dann die Ferse.

Sie sehen, es spricht viel für den Ballengang und er ist es meiner Meinung nach wert es einmal auszuprobieren. Auf lange Sicht betrachtet stellt sich ein positiver Nutzen für den Körper ein.

Sie werden aufrechter gehen, präsenter wirken, der Blutfluss wird angeregt etc.

Wer mehr Infos zum Ballengang haben möchte, dem empfehle ich folgendes Buch:

Einfach Ballengang: Natürliches Gehen

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