Die Reise des Helden- Unser Körper

Die Reise des Helden- Unser Körper

Joseph Campbell war ein Professor für Mythologie, der in seinem Leben eine Faszination für Mythen aller Art und aus allen Kulturen entwickelt hat. In seinem Studium konnte er heraus finden, das jede Kultur auf ihre Art besondere geistige Aspekte oder auch Gefühle oder Entwicklungsprozesse, die nicht in Worte gefasst werden konnten, in mythologischen Geschichten symbolhaft verarbeitet wurden und so eine gewisse Universalität entwickelt haben. Er schreibt in dem Buch „The Heros Journey“ zum Beispiel, dass die indianische Mythologie stark von der Natur geprägt war bzw. von einem Leben eins mit der Natur. Europäische Mythologie ist geprägt vom Heldentum der Ritter.

All diese Mythen stellen in ihrem tieferen Sinn ein Bewusstsein dar, das sich in allen Mythen der verschiedensten Kulturen wiederfindet, der deutsche Anthropologe Bastian bezeichnet diese tieferen Gedanken als Elementargedanken. An der Oberfläche zeigt sich der kulturelle Geist des jeweiligen Volkes zu einer bestimmten Zeit, den er Völkergedanken nennt.

Campbell sieht in den alten Mythen einen ganz besonderen Wert. Sie sind seiner Ansicht nach ein Instrument, um einen Bezug zu den tieferen Entwicklungsprozessen, die jeder Mensch von uns durchmacht, herzustellen. Ihnen liegt eine Symbolik zu Grunde, mit der wir auf eine tiefer Ebene unseres Selbst gelangen können und so vielleicht über die Geschichte, die an der Oberfläche erzählt wird, in uns ein gewisser Entwicklungsprozess entweder in eine neue Richtung gelenkt wird oder neu entsteht.

Wir alle kennen die uns vertrauten deutschen Märchen. Geschichten von Drachen, Prinzen und Prinzessinnen, aber auch in der griechischen Mythologie die Götter, die in ihren Geschichten auf eine besondere Art einen Entwicklungsprozess darlegen. Nicht umsonst heißt es „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte und eine Geschichte sagt mehr als tausend Bilder“. Sie lösen in uns ein gewisses Gefühl aus, das wir nicht wirklich in Worte fassen können und das sehr individuell ist. Campbell meint, dass Mythen uns unseren individuellen Stand unseres Entwicklungsprozesses auf der Welt oder in der Gesellschaft aufzeigen.

Jetzt fragst du dich zurecht warum ich hier von Mythen rede.

Joseph Campbell hat etwas sehr Interessantes herausgefunden. Und zwar konnte er in allen Mythen aus den verschiedenen Kulturen ein und denselben tiefer liegenden Entwicklungsprozess des Helden in den Mythen erkennen. In anderen Worten jeder Held hat im Grunde in den verschiedenen Geschichten, die oberflächlich verschiedener nicht sein können, das gleiche durchgemacht. Und so hat Campbell einen Universallkreislauf erstellen können, dem diese Geschichten zu Grunde liegen.

 

 

Sinngemäß kommt er zu dem Schluss, dass jeder Held sich aus seiner Comfortzone, was ein Elternhaus oder ein Dorf oder eine Stadt sein kann) heraus begibt in ein Abenteuer mit Höhen und Tiefen, die in ihm für eine Transformation seiner Persönlichkeit sorgen, mit der er dann schließlich zurückkehrt.

Ich nehme mal das Beispiel von Siegfried dem Drachentöter. Er zog aus, um Fafnir den Drachen zu töten und um den Schatz, den er bewacht hat zu bekommen. Als er ihn besiegt hatte badete er in seinem Blut und wurde unverwundbar. Das ist im Grunde die Geschichte.

 

 

Wir können diese Geschichte eine einfache Geschichte sein lassen oder wir öffnen uns ihrer tieferen Symbolik. Laut Campbell steht der Drache, der bezwungen wird, in vielen Mythen für ein inneres Hindernis oder ein Problem, dem sich jeder Held irgendwann stellen muss. Dieses „kämpfen“ stellt den Entwicklungsprozess dar. Der Held stellt sich seinem Problem und schafft es diesen „Drachen zu besiegen“ und kann den Schatz mitnehmen. Der Schatz stellt hier nichts Materielles dar, sondern eine Transformation des eigenen Geistes.

Diesem Drachen, dem sich Siegfried in der Geschichte stellt, stellen sich auch viele andere Helden in ganz anderen Mythen.

Und auch wir selber sind der Held unserer eigenen Geschichte mit unseren eigenen Drachen und Schätzen. Mir persönlich gibt dieses Verständnis, was Campbell in seinen Büchern darlegt ein Gefühl von „Das, was ich durchmache oder das, was ich denke, wurde schon von zahlreichen anderen Menschen oder Helden vor tausenden von Jahren gedacht und sie waren siegreich in ihrer Entwicklung, sei sie nun körperlich oder geistig“. Diese Geschichten stehen metaphorisch für einen anscheinend universellen Entwicklungsprozess, von dem wir auch in unserer körperlichen Entwicklung profitieren können.

Denn im Grunde ist unser Körper auch ein Mythos, nämlich unser Mythos, den wir jeden Tag aufs Neue neu erfahren und mit dessen Hilfe wir einen Bezug zu der tieferen Ebene unseres Selbst herstellen können und so in uns Entwicklung passieren kann, wenn wir uns darauf einlassen und die Schwelle in das Unbekannte wagen, um mit dem Schatz, was auch immer dieser sein mag, wieder kommen. Die ES Body Faszientherapie ist in ihrem Kern auch eine Reise in den eigenen Körper. Oft kommentieren Klienten den Verlauf der Sitzungsserie als Kennlernprozess ihres eigenen Körpers, der sich an der Oberfläche in Form von bestimmten Gefühlen manifestiert. Gefühle einer positiven Körperwahrnehmung oder auch negative Gefühle, die womöglich durch die Therapie an die Oberfläche gelangt sind. Auch hier begibt sich der Klient wie der Held in den alten Mythen auf unbekanntes Terrain in Begleitung eines Therapeuten, der ihn in seinem Prozess zur Seite steht und so die Transformation des Körpers, wenn wir es in den Worten Campbells formulieren, begleitet. Auch die Serie wird von einem „Loslassen“ begleitet, nämlich oberflächlich die individuellen körperlichen Verspannungen und auf einer tieferen Ebene die geistigen Verspannungen, die sich an der Oberfläche im Körper zeigen. Und so kehrt der Klient,wie der Held, als ein anderer zurück in sein Leben, gewappnet für die nächste Heldenreise, der er sich in seinem Leben stellen muss.

By |2018-09-11T13:12:54+00:00Dezember 12th, 2016|Entwicklung, Körper und Bewegen|0 Comments

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