Liebe Leser,
heute möchte ich jemanden zu Wort kommen lassen, dem ich viel zu verdanken habe und den ich nicht nur als Lehrer sondern auch als Mensch schätze. Dirk Beckmann ist der Begründer der ES Methode und ich habe ein Interview mit ihm geführt, das ich mit Ihnen teilen möchte.
In Zukunft werden noch andere Menschen aus den verschiedensten Bereichen rund um das Thema Bewegen und darüber hinaus hier zu Wort kommen, denn von anderen Menschen kann man immer etwas für sich lernen.
Doch jetzt zum Interview: Und loos 🙂
- Lieber Dirk, würdest du dich für meine Leser, die dich vielleicht nicht kennen, kurz vorstellen? Wer bist du und was machst du?
Hallo Sebastian. Zunächst einmal vielen Dank für die Einladung zu diesem Interview und die Gelegenheit, deinen Lesern ein Stück aus meiner Welt näher zu bringen. Mein Name ist Dirk Beckmann. Ich bin Begründer der ES-Equilibrium State Methode und helfe in Düsseldorf meinen Klienten dabei, das Bewusstsein für ihren Körper wieder zu gewinnen und dadurch mit einer körperlich und mental positiven Haltung und einem wunderbaren Körpergefühl durchs Leben zu gehen. Darüber hinaus habe ich zwei Bücher zum Thema funktionales Bewegen geschrieben (Einfach Ballengang / Die Zick-Zack-Linie), betreibe zwei Blogs (Ballengang-Blog / ES-Blog), einen YouTube-Kanal und last but not least bilde ich Menschen wie dich in den Künsten der ES-Equilibrium State Methode aus 🙂 Wahrscheinlich habe ich die Hälfte vergessen aber für einen ersten Eindruck sollte das reichen.
2. Wann kamst du in Kontakt mit dem Thema funktionales Bewegen und welchen Stellenwert hat es in deinem eigenen Leben?
Tatsächlich habe ich mir diese Frage kürzlich erst selbst beim Schreiben meines jüngsten E-Books gestellt. Früher hätte ich geantwortet mit etwa sechs Jahren. In Wirklichkeit war es aber bereits deutlich früher. Als Kleinkind wurde bei mir eine zerebrale Bewegungsstörung diagnostiziert. Im Grunde nichts Schlimmes, wenn man es frühzeitig erkennt und in Form von Bewegungstherapie daran arbeitet. Mein erstes organisiertes Bewegungstraining hatte ich also schon im Windelalter. Dann begann eine lange Kampfkunstlaufbahn, die etwa mit sechs begann und heute mit 35 noch lange nicht beendet ist. Während dieser Zeit begegnete ich einem menschlich etwas schwierigen Kampfkunstlehrer, der das chinesische Wing Tsun, das ich damals betrieb, mit körpertherapeutischen Konzepten mischte und uns zum besseren Bewegen Methoden wie Rolfing, Rebalancing, Feldenkrais, Somatics usw. ans Herz legte. Das Maß an Verbesserung, das sich für mich aus diesen Methoden ergab, führte dann letztendlich zu dem Schluss selbst Faszientherapeut werden zu wollen. Das ist jetzt etwa zehn Jahre her und seitdem beschäftige ich mich ausgiebig und ständig mit meinem Körper und funktionalem Bewegen. Anders als viele Kollegen aus anderen Therapieformen hatte ich aber nie selbst körperliche „Probleme“. Das war also nicht mein Auslöser diesen Weg zu gehen. Mir ging es immer darum mein Bewegen zu verbessern und noch mehr Freiheit für mich zu gewinnen. Im Umkehrschluss führt das wiederum dazu, dass die Probleme, mit denen sich die meisten herumschlagen, gar nicht erst entstehen.
Was mir das bedeutet? Mhmm „Alles“ könnte man darauf wohl antworten. Wenn ich meine Altersgenossen so anschaue, dann möchte ich wirklich nicht in deren Körpern stecken. 🙂 Der Stellenwert ist für mich also sehr hoch.
3. Du bist der Begründer der ES Therapie. Was hat dich dazu bewogen mit einem eigenen Behandlungskonzept in die Öffentlichkeit zu treten?
Bis zu dem Zeitpunkt an dem ES öffentlich das Licht der Welt erblickte, war ich bereits seit 2005 als Faszientherapeut unterwegs. Dabei hatte und habe ich auch heute noch das Glück, das Klienten von Hamburg bis München und sogar aus dem benachbarten Ausland zu mir nach Düsseldorf kommen.
Ich merkte allerdings, dass sich meine Arbeitsweise über die Jahre recht stark verändert hatte. Durch das Besuchen verschiedener Seminare, eigenes „Experimentieren“, dem Austausch mit Kollegen aus anderen Bereichen und vor allem der Blick über den Tellerrand in den Coaching- und Mentalbereich, hatte sich schon lange vor dem eigentlichen Startschuss ein eigenes System entwickelt.
Zeitgleich wuchs in mir der Wunsch selbst etwas zu gestalten. Mir hat es schon immer Spaß gemacht mir Menschen zu arbeiten und mein Wissen weiter zu geben. Außerdem bekam ich wunderbares Feedback von meinen Klienten zu meiner Arbeit. Aber auch Kritik. So mopperten nicht wenige der Klienten, die über 100 km zu mir fuhren, warum es „mich“ denn nicht bei ihnen vor Ort gäbe? Und sie hatten natürlich recht. Warum sollte eine so tolle Methode mit so viel Potential nur in Düsseldorf verfügbar sein? Es lag also nahe, selbst Menschen auszubilden, die dann das was ich mache auch z.B. in Österreich anbieten können. Als all diese Überlegungen immer lauter wurden, war mir klar, dass ich eine eigene Marke kreieren musste, die für das steht was ich mache und unterrichte, damit Klienten das was sie suchen auch überall finden können. Bei „Physiotherapeut“ weiß man nie genau was man bekommt – dahinter können die verschiedensten Methoden stecken – bei „ES-Practitioner“ weiß man dagegen genau was man bekommt.
Das war also der Zeitpunkt, an dem ein Deckel auf die Sache gemacht wurde und ein ohnehin schon lebendes System offiziell „ES-Equilibrium State“ getauft wurde. „Equilibrium State“ bedeutet übrigens „Gleichgewichtszustand“. Diese Balance, dieses Gleichgewicht des Körpers, des Geistes und beider Elemente miteinander, ist das Ziel meiner Arbeit.
- Was unterscheidet ES von anderen manuellen Therapien?
Diese Frage ist im Detail sehr schwer zu beantworten, weil es ja unzählige manuelle Therapien gibt, die total unterschiedlich sind. Und jedes Jahr kommen – wie ja auch ES – neue dazu. Und die meisten dieser Methoden haben ihre Berechtigung und funktionieren eben auch auf ihrer Ebene ganz gut.
Was uns stark macht, ist dass wir über ein sehr gutes Sitzungskonzept für eine hocheffektive Faszienmanipulation verfügen. Damit schaffen wir in 10 Sitzungen positive Veränderungen, von denen viele Kollegen und deren Klienten nur träumen können. Klienten, die die Sitzungen kennen und ihre eigenen Sitzungsbilder gesehen haben, können das bestätigen. Die ES-Exercises und unser Verständnis von funktionalem Bewegen geben Klienten Mittel und Wege an die Hand auch lange nach der eigentlichen Sitzungsserie positiv auf den Körper einzuwirken und sich noch weiter positiv zu entwickeln. Und nicht zuletzt geben wir unseren Klienten über die ES-Mind-Sitzungen ein vollkommen neues Verständnis von mentaler Entspannung und den Möglichkeiten, die sich dadurch eröffnen. ES ist sicher nicht der Deckel für jeden Topf aber es gibt schon eine Menge Töpfe, die damit ziemlich viel anfangen können 🙂
5. Welche Gedanken sollte sich ein Interessent für die Ausbildung zum ES Pracititioner machen?
Ok, der erste Gedanke ist: „Will ich mit Menschen arbeiten?“ Der zweite: „Macht es mir Spaß, Menschen bei einem Entwicklungsprozess zu begleiten auch wenn das nicht immer einfach ist?“ Das sind für mich die beiden Kernfragen. Alles andere lässt sich lernen. Wichtig ist, dass man liebt was man macht und einen unbedingten Willen hat. Dann kommt der Erfolg von selbst. Anders als in der Schule ist das „Lernen“ meine Verantwortung. Mir liegt sehr viel daran, dass jeder meiner Practitioner so gut ist, wie er sein kann. Das bedeutet aber, dass es meine Aufgabe ist, das heraus zu kitzeln, was in ihm steckt. DU wirst dich an die nervösen Fragen „Kann ich das?“ „Klappt das auch bei mir?“ erinnern, die sich wahrscheinlich jeder der Seminarteilnehmer am ersten Wochenende gestellt hat. Und schon am zweiten Wochenende haben alle mit breitem Grinsen die Vorher- Nachher- Bilder der ersten Sitzungen ihrer Übungsklienten präsentiert 🙂
Das „Kann ich das?“ ist also meine Aufgabe, dazu bin ich da. Was ES-Practitioner mitbringen müssen, ist der Spaß an der Arbeit mit Menschen, Freude am Bewegen und ein gewisses Maß an Unternehmertum. Ich versuche von meiner Seite so viel wie es geht für die Marke zu tun, um die Bekanntheit zu erhöhen, damit meine Practitioner ein volles Haus haben. Anfragen an mich aus Hamburg leite ich gerade an unseren Mann in Soltau weiter und so weiter. Mir liegt sehr viel daran, dass bei aller Liebe natürlich auch finanziell am Ende etwas herumkommt für meine Practitioner. Für den Grundbetrieb einer ES-Praxis muss man aber natürlich schon etwas eigene Energie aufbringen und z.B. wie du einen Blog betreiben oder sonstige Öffentlichkeitsarbeit machen und sich bekannt machen.
Wer einen „Beamten-Job“ sucht, der ist bei ES sicher ganz falsch. Als ES-Practitioner oder ES-Master-Practitioner ist man Unternehmer. Und Unternehmer kommt von „unternehmen“. Um das von vorn herein klarzustellen, führe ich mit jedem Anwärter zuerst ein persönliches ausgiebiges Gespräch. Wenn ich Bauchschmerzen habe, dann gibt es im Zweifel keine ES-Ausbildung für diese Person. Auf den Umsatz pfeife ich. Denn jeder ES-Practitioner ist ja fast wie meine persönliche Visitenkarte 🙂 Die muss schon etwas hermachen.
6. Was bedeutet ES für dich?
Mein erstes Baby ist heute dreieinhalb Jahre alt und eine tolle Bewegungslehrmeisterin. ES ist für mich mein zweites Baby und wird demnächst ein Jahr alt 🙂
7. Für wen ist ES interessant?
Im Grunde kann man sagen, dass ES für fast jeden interessant ist. Am meisten haben wir natürlich mit Menschen zu tun, denen ihre aus dem Lot geratene Struktur und daraus resultierende Spannungsmuster und „Probleme“ das Leben vermiesen. Menschen mit solchen strukturellen Problemen und Bewegungseinschränkungen profitieren in sehr großem Maße von unserer Arbeit.
In jüngster Zeit kommen aber auch immer mehr Menschen, die keine „echten“ Probleme haben. Diese Menschen wollen als Sportler ihr Bewegen verbessern und mehr Leistung bringen oder mit mehr Ausstrahlung, besserer Haltung und mehr Körpergefühl zum Beispiel vor der Kamera oder dem Seminarpublikum besser wirken. Mein persönliches Klientenportfolio erstreckt sich über die Jahre von der Dame in privater Insolvenz über die Hausfrau, den Handwerker und Büroangestellten bis zum millionenschweren Manager oder Promi. Da ist alles dabei, denn trotz unterschiedlichster Lebensgeschichten, sind wir doch alle den gleichen Lebensumständen und Problematiken ausgesetzt. Und natürlich werden wir alle normalerweise mit den gleichen – leider oft sehr suboptimalen – Lösungsvorschlägen nach Schema F konfrontiert. In all den Jahren habe ich noch niemanden getroffen, der keinen Nutzen aus den ES-Sitzungen hätte ziehen können. Mich eingeschlossen, denn auch ich gönne mir dann und wann mal eine Serie, einfach, weil es sich gut anfühlt 🙂
- Was ist deiner Ansicht nach die Essenz funktionalen Bewegens in kurzen Worten?
Das Verständnis, dass Bewegung Entspannung, Flexibilität und „Länge“ braucht und nicht dicke, kurze und verspannte Muskeln. Ein Blick ins Tierreich reicht. Selten hat man einen verspannten grobmotorischen Tiger gesehen. Kraft hat der aber trotzdem.
9. Woran arbeitest du aktuell und wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?
Ich möchte natürlich nicht die Katze aus dem Sack lassen, aber für die Zukunft sind einige Sachen geplant. Ganz konkret wird es in Kürze einige Bonbons für die Menschen geben, die meinen Newsletter abonniert haben. Natürlich werden ständig neue Videos für den YouTube Kanal produziert. Meine eigene To-Do Liste mit interessanten Übungen und Infos ist noch recht lang und wird langsam abgearbeitet. Glücklicherweise kommen immer wieder neue Themen dazu, die zum Beispiel durch Fragen von Klienten, Blog-Lesern oder Newsletter-Abonnenten angeregt werden. Ebenfalls geplant sind einige digitale Produkte, wie ein Mini-Kursprogramm funktionales Bewegen, dass sich als tägliche Routine in den Alltag einbauen lässt oder einige Trance-Audio-Produkte, mit denen Klienten Ihre ES-Mind-Erfahrungen in Eigenarbeit weiter vertiefen können. All das wird ggf. in einem internen Mitgliederbereich zur Verfügung gestellt, in dem man Zugriff auf alle ES-Produkte und einige Bonus-Bonbons haben wird.
Für nächstes Jahr steht natürlich auch wieder eine Ausbildungsserie auf dem Programm. Das Interesse ist groß und die Anfragen häufen sich. Der ES-Podcast wird um einige Folgen ergänz werden und mir schwebt vor, Interviews mit Kollegen zu speziellen Themen zu machen. Auch das dürfte recht interessant werden. Natürlich geht es darüber hinaus ständig darum ES deutlich bekannter zu machen. Hier sind einige prominente Supporter in der Pipeline. Das ist aber noch nicht spruchreif. Gerade bei Menschen, die in der Öffentlichkeit arbeiten, ist es nicht immer einfach mal eben ein Testimonial-Video zu veröffentlichen und dafür habe ich auch Verständnis. Aber mal schauen, vielleicht können wir in Kürze ein paar interessante prominente Feedbacks zur Sitzungsserie veröffentlichen. Einige interessante Kooperationen im Business-Bereich klopfen an die Tür aber das sind alles noch ungelegte Eier. Fazit ist: Es tut sich einiges und es wird sich noch einiges mehr tun in Zukunft 🙂
Lieber Dirk vielen Dank für dieses interessante Interview und deine Zeit. Gibt es noch etwas anzumerken?
Ich wünsche dir noch viel Freude mit ES und allen Lesern eine tolle und bewegte Zukunft.
Web: ES-Equilibrium State
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