Ein Weg spontaner und flexibler zu denken

Ein Weg spontaner und flexibler zu denken

Der heutige Beitrag soll sich einmal mit unserem Supercomputer in unserem Kopf beschäftigen und wie der Zusammenhang zwischen Gehirn und Bewegungsapparat ist. Denn es gibt einen, beide bedingen einander und ich möchte euch im Folgenden erzählen wie und warum.

Jeder von euch wird schon einmal einen kleinen Stromschlag bekommen haben. Dabei habt ihr bestimmt gemerkt, dass sich unsere Muskeln durch diesen Schlag angespannt haben und wir kurz gezuckt haben. Sie haben von außen einen elektrischen Impuls bekommen, durch den sie sich zusammen gezogen haben.

Und das macht auch unser Gehirn, es sendet elektrische Impulse über unser Nervensystem zu den Muskeln und kann auf diese Weise jeden Muskel ansteuern. Betrachten wir den Muskel ohne dazugehörige Nervenstränge, die ihn durchziehen, wäre es nutzloses Gewebe. Erst unser Gehirn und unser Nervensystem kann unsere Muskeln ansteuern, sodass sie sich zusammenziehen, was zur Folge hat, dass das sie umgebende und umhüllende Fasziengewebe eine Spannung aufbaut und auf diese Weise eine Bewegung ensteht. Die Basis für jede Bewegung ist unser Gehirn.

 

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Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Neuronales_Netz

 

Unser Gehirn

Das Gehirn jedes Menschen besteht aus einen Großhirn und einem Kleinhirn und ist in eine rechte und linke Hälfte geteilt (sogenannte Hemisphären). Es ist in noch weitere Bereiche eingeteilt, in denen zum Beispiel das Sehen erzeugt wird oder unsere grundlegenden Schutzreflexe wie Blinseln oder Würgen verankert sind. In einem Bereich ist auch unsere grundsätzliche Körperstruktur gespeichert. Unser Gehirn weiß sozusagen, dass wir aufrechte Geher und keine Kriecher sind; Unser ganzer Körper mit all seinen Bewegungsmöglichkeiten ist in unserem Gehirn abgespeichert.

Wie schon gesagt funktioniert jede Informationsweiterleitung über elektrische Impulse, die durch Ladungsänderungen von bestimmten Atomen erzeugt werden. Die Übertragung dieser Impulse geschieht dann über unsere Synapsen und Nervenzellen, die das Gehirn zu Milliarden durchziehen und ein hoch komplexes Netzwerk aus Informationsträgern bilden.

 

 

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Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gehirn

 

 

 Die Neuroplastizität von Nervenzellen

Plastizität bedeutet übersetzt „Verformbarkeit“. Das bedeutet unser riesen Netzwerk im Gehirn kann sich verändern und ist nicht, wie noch vor einigen Jahren angenommen, wenn wir einmal erwachsen sind starr und fest. Das Netzwerk passt sich also dauernd an und zwar ganz nach dem Motto „Was nicht gebraucht wird, kommt weg“. 

Bei kleinen Kindern ist diese Lernfähigkeit besonders ausgeprägt, denn ihr Gehirn besteht in diesem Alter aus wesentlich mehr Synapsen und neuronalen Verbindungen. So sind Kleine Kinder zum Beispiel dazu in der Lage Tiere gleicher Gattung zu unterscheiden. Ich habe dazu einmal ein Versuch gelesen, in dem kleinen Kindern einmal verschiedene Bilder von Tieren gleicher Art gezeigt wurde und einmal hintereinander das selbe Tier. Jedes Bild, dass ein anderes Tier gezeigt hat, hat bei den Kindern ein lächeln oder eine andere Reaktion ausgelöst, wohingegen sie, als ihnen mehrmals das selbe Bild gezeigt wurde, beim ersten Mal reagiert haben und die weiteren Male nicht mehr interessiert waren.

Das zeigt, das Kinder viel sensibler Informationen aufnehmen und aufgrund des dichten neuronalen Netzwerks viel intensiver verarbeiten. Und das ist auch sehr wichtig, denn nur deshalb können sie so gut durch Nachahmung von den Eltern lernen, wie man in der Welt überlebt.

Zum Bewegen

Führen wir uns noch einmal die Kernaussagen vor Augen. Unser Gehirn passt sich an und das tut es nach dem Motto „Was nicht gebraucht wird, kommt weg“. Außerdem basiert Bewegung auf elektrische Impulse,  die das Gehirn an unsere Muskeln sendet.

Das Gehirn einer Sekretärin zum Beispiel hat im Laufe der Jahre ein komplexes Netzwerk eingerichtet, dass es ihm erlaubt, die Muskulatur der Finger gezielt anzusteuern, sodass einwandfreies Tippen möglich ist. Danke an die Neuroplastizität. 🙂

Aber was ist mit anderen Bewegungen, natürlichen Bewegungen wie zum Beispiel Hocken? Jemand der das Bewegungsmuster Hocken nicht in seinen Alltag integriert, wird sich nur sehr schwer tun, spontan in die Hocke zu gehen, weil das Gehirn nur sehr schwer alle dafür benötigten Muskeln ansteuern kann und zum anspannen bzw. zum entspannen bringen kann. Wie auch, wenn es nie gemacht wurde?

Was ich sagen möchte ist, dass jede Bewegung zwar im Gehirn gespeichert ist. Jeder kann sich vorstellen in die Hocke zu gehen, allerdings sind die nötigen Impulsstrecken dafür nicht gut genug. Weiß unser Gehirn nicht genau wie es Muskeln während einer Bewegung ansteuern soll, kommt es zum bekannten Krampf, der Muskel wird einfach ohne Sinn und Verstand angespannt, was dann auch weh tut.

 

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Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Nervenzelle

 

 

Arbeiten wir an unseren Bewegungen und Bewegungsmustern, festigen sich die Impulsstrecken und dem Gehirn fällt es immer leichter gezielt und sensibel unsere Muskeln anzusteuern. Deswegen sollten wir unter anderem auch in einem Übungsprozess sehr langsam arbeiten, denn nur dann bieten wir unserem Gehirn die Möglichkeit durch Neuroplastizität Netzwerke einzurichten, in denen unser Gehirn weiß wie es die Muskeln anzusteuern hat.

Alle, die langsam Bewegungsmuster üben, werden Phasen haben in denen sie Krämpfe bekommen oder der Muskel anfängt zu zittern oder Ähnliches. Diese Punkte sind eure Baustelle, genau dort findet der neuroplastische Lernprozess statt. Das Rezept dafür ist Fühlen und passieren lassen, nichts erzwingen.

Ich bewege mich also bin ich

Fangen wir einmal an mit diesem Verständnis unsere Bewegungsmuster zu optimieren und halten sie abwechslungsreich, so richten wir uns ein komplexes Netzwerk in unserem Gehirn ein. Und das hat natürlich auch zur Folge, dass wir zum Beispiel einfacher Entscheidungen treffen oder spontaner werden oder flexibler auf Situationen reagieren können. Unsere ganze Art wird eine andere, denn unserem Gehirn stehen viele Verbindungen zur Verfügung.

Abwechlungsreiches Bewegen und vor allem bewusstes, gefühltes Bewegen verhilft unserem Gehirn dazu ein Repertoire an Verbindungen aufzubauen, die uns in jeder Hinsicht in unserem täglichen Leben von großem Vorteil sein werden.

 

 

 

By |2018-09-11T14:21:05+00:00März 31st, 2015|Entwicklung, Körper und Bewegen|0 Comments

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