Interview mit Körperbewegungscoach Stefan Heisel

Interview mit Körperbewegungscoach Stefan Heisel

In diesem Beitrag möchte ich einen anderen Körpertherapeuten zu Wort kommen lassen. Körperbewegungscoach Stefan Heisel arbeitet in eigener Praxis in Mannheim mit Schwerpunkt auf Faszienarbeit. Darüber hinaus bietet er Seminare über den bereits von mir hier vorgestellten Ballengang an.

Über meinen Lehrer habe ich von ihm und seiner Tätigkeit erfahren und mich für ein Interview mit Stefan Heisel entschieden, da er ebenfalls Menschen an das funktionale Bewegen wieder heran führen möchte und mit einer anderen Methode der Faszienmanipulation mit und an Menschen arbeitet. Ich war neugierig zu erfahren wie Stefan Heisels Ansatz der Faszienarbeit ist. Hier ist nun das Interview, viel Spaß beim Lesen.

 

stefan_Heisel_bodymotic_seminar

  

1.Lieber Stefan, würdest du dich für meine Leser, die dich vielleicht nicht kennen, kurz vorstellen? Wer bist du und was machst du?

Hallo Sebastian, danke für dein Interesse an meiner Arbeit!

Mein Name ist Stefan Heisel, Jahrgang 1968. Ich bin Körpertherapeut und Körperbewegungscoach mit Praxis in Mannheim. Mein Schwerpunkt liegt in der Faszienarbeit als manuelle Therapiemethode, die ich mit dem Unterrichten funktioneller Alltagsbewegungen kombiniere. Seit einigen Jahren habe ich begonnen, mein Wissen und meine Erfahrung im Internet auf Blogs und sozialen Netzwerken zu dokumentieren. Insbesondere das Thema Ballengang entwickelte sich dabei zu einer meiner ganz speziellen Expertisen, so dass ich seit 2013 deutschlandweite Seminare rund um dieses Bewegungsmuster für interessierte Menschen aber auch inzwischen für Fachleute aus dem medizinischen oder sportpädagogischen Bereich halte.

 

2. Wann kamst du in Kontakt mit dem Thema funktionales Bewegen und welchen Stellenwert hat es in deinem eigenen Leben?

Nun, ein „Bewegungsmensch“ war ich immer schon. Neben der Musik hat mich dabei die Kampfkunst am meisten gefesselt. Während jedoch allgemein die äußere Ästhetik, Akrobatik oder Athletik bei Bewegungen Beachtung finden, interessierte mich eigentlich immer schon mehr die innere Funktion der Bewegung. Also die Art der Bewegungsführung, das „Wie“ und auch das „Warum eigentlich“. Je länger ich mich damit befasste, desto mehr stellte ich fest, dass „Funktion“ nicht nur eine Frage der maximalen Leistung ist (wie beispielsweise im Leistungssport) sondern in erster Linie eine biologische Angelegenheit. So erfuhr ich beispielsweise auch in meinem Studium der Pädagogik für Körperbehinderte, wie Bewegungssteuerung funktioniert und wann oder warum sie nicht mehr richtig funktionieren kann. Und so stellte sich mir mehr und mehr die Frage: Welche Bewegungen bzw. FUNKTIONEN werden durch den Körperbau, also durch die Körper-FORM vorgegeben? Wie benutze ich also meinen Körper seinem natürlichen Bau am gerechtesten?

Mein größtes Erfahrungsfeld und die mit Abstand meisten AHA-Erlebnisse erlangte ich dabei durch das Praktizieren und Unterrichten von Kampfkünsten. Nirgendwo sonst hat man solch ein Übungsfeld, um sowohl sich selbst alleine in der Schwerkraft zurechtzufinden und seine Bewegungen dabei zu verfeinern als auch in Interaktion mit einem Partner bzw. Gegner, der ja die eigenen Aktionen stören oder beeinflussen will.

Viel mehr als reine Körperkraft, Gewicht oder Geschwindigkeit, was ja in relativ kurzer Zeit ein persönliches Limit erreicht, entscheidet generell die Art und Weise, also die Qualität des Bewegens über Erfolg oder Misserfolg in einem Kampf oder einer Übung. Meine persönliche Feststellung dabei ist, dass die beste Bewegungsführung in der Kampfkunst die genau gleiche ist, wie diejenige, die wir in der „normalen“ natürlichen Alltagsumgebung gebrauchen sollten. Aus diesen jahrzehntelangen Erkenntnissen kristallisierte sich dann mein Konzept als Körperbewegungscoach, Trainer und Therapeut.

 

Stefan_Heisel_Bodymotic

 

3. Was macht deiner Meinung nach den Ballengang einzigartig?

Ballengang ist als Bewegungsmuster einzigartig, weil er ein Gesamtkörpertraining darstellt, das altersunabhängig jeden Tag bei jedem Gehvorgang angewendet werden kann. Dadurch dass während des Ballengangs die gesamte Faszien- und Muskelkette von großem Zeh bis zum Scheitel zur Körperaufrichtung aktiviert wird, kann er bei richtiger Ausführung massiv zu verbesserter, leichterer Mobilität und zu gelenkbezogener Beschwerdefreiheit bis ins hohe Alter beitragen.

 

 4. Wann kamst du zum ersten Mal in Kontakt mit diesem Bewegungsmuster und was hat sich seit dem verändert

Den Ballengang entdeckte ich zunächst durch einen Hinweis eines meiner Kampfkunstlehrer vor knapp zehn Jahren. Nachdem ich damit große Fortschritte in meiner Trainingspraxis verzeichnete, arbeitete ich mit meinen Schülern ständig an einer Methode, dieses geniale natürliche Bewegungsmuster in den Alltag zurückzuerobern. Für mich bedeutet der Ballengang eine der großen Errungenschaften für deutlich erhöhte Beweglichkeit, Leichtigkeit und letztlich auch Effizienz in nahezu allen Lebenslagen, in denen es um Bewegung geht. Davon abgesehen wirkt der Ballengang auch indirekt auf die Psyche, indem er, ähnlich dem Lächeln und Lachen, von außen zusätzliche positive Stimmungen erzeugt. Es ist unmöglich, in schlechter Stimmung zu hüpfen oder die Energie des Vorfußes zum Aufrichten zu verwenden. 😉

 

5. Wie sorgst du sonst für deine Gesundheit?

Gesundheit …. Bei der Frage muss ich dazu erwähnen, dass „Gesundheit“ oft missverstanden wird. Grund dafür ist, dass es in unserer Kultur genau definierte Definitionen von „Krankheit“ gibt, die in stets aktualisierten Katalogen aufgeführt wird, ganz egal, wie sich derjenige tatsächlich fühlt. Ob es sich um bestimmte Blutwerte, Schmerzsymptome oder Verhaltensweisen handelt: Immer gibt es Grenzwerte, unter denen man offiziell als „gesund“ und über denen man offiziell als „krank“ gilt. Diese Grenzwerte verändern sich mit der Zeit und so kommt es, dass ein vormals „Gesunder“ von einem Jahr auf das andere nun Diabetiker oder Hyperaktiver wird, ohne dass er sich selbst verändert hat.

So gesehen ist „Gesundheit“ etwas sehr Relatives und Persönliches.

Aber um deine Frage zu beantworten: Meine persönliche Gesundheitsvorsorge besteht darin, genau die Dinge, die mir nicht gut tun, konsequent wegzulassen! An erster Stelle steht dabei jegliche Stressbelastung, sei sie physischer Natur durch Über- oder Fehlbelastung oder auch psychischer Natur, etwa infolge von Ängsten jeglicher Art. Dazu sei erwähnt, dass die allermeisten Stress verursachenden Ängste reine Konditionierungen oder Projektionen sind, die bei näherem Betrachten oder Bearbeiten sich als irreal erweisen.

Auch ein gewisses Ernährungsbewusstsein gehört zu meiner Prävention, spätestens nachdem ich nicht näher zu bestimmende körperliche Beschwerden erlitt, die ich glücklicherweise durch gezieltem Weglassen von einer Reihe von Nahrungsmitteln beseitigen konnte.

 

6. Was ist deiner Ansicht nach die Essenz funktionalen Bewegens in kurzen Worten?

Die Essenz funktionalen Bewegens liegt meiner Meinung nach im Erinnern und Zulassen dessen, was unser Körper bereits – für uns unbewusst- kann! Dieses Können „herauszukitzeln“ jedoch ist eine ähnlich hohe Kunst wie beispielsweise die Fähigkeit, durch langjährige Meditationspraxis seinen „Geist zu leeren“. Von der Idee her banal, weil jedes Tier sich nach seinem inneren Bauplan nah am Optimum bewegt. Für uns Menschen ist es eine knifflige Angelegenheit, da hier unsere enorme Lern- und Veränderungsfähigkeit, die uns ja im Geistigen ausmacht, bei ursprünglich angeborenen Fähigkeiten wie dem richtigen Gehen, Sitzen und funktionellen Grundbewegungen allgemein, sehr im Wege stehen kann. Es gilt, sich wieder der Intuition zu erinnern und die Kontrolle an diese abzugeben.

 

7. Woran arbeitest du aktuell und wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?

Zur Zeit arbeite ich an der Veröffentlichung meines Körpercoaching-Konzeptes, Bodymotic – Form & Function, welches ich in den letzten Jahren mehr im Privaten weiterentwickelt habe. Dieses Konzept bildet eine Verquickung der Verbesserung der natürlichen Körper-Form mit dem intuitiven Entdecken der Körper-Funktionen zum Ziel hat.

Zum Thema Ballengang werde ich noch mehr Zeit als bisher in das Ausrichten von Seminaren und Coachings einplanen und auch weitere Publikationen und Medien an die täglich wachsende Zahl von Interessenten herantragen. Ein weiteres Ziel von mir ist es, auch denjenigen Menschen bestmöglich weiterzuhelfen, die keine Seminare besuchen können oder die für einen regelmäßiger Praxisbesuch einfach zu entfernt von Mannheim wohnen.

Wenn meine Ressourcen es erlauben, werden über kurz oder lang auch die Kampfkunstbegeisterten mehr von mir hören, dazu soll zum derzeitigen Augenblick aber noch nicht all zu viel verraten werden 😉

 

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Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für Dein weiteres Vorhaben!

 

Weitere Infos gibt es hier:

www.ballengang.de

Bodymotic auf facebook

P.S. Hast du eine Faszienrolle und möchtest ihr ganzes Potential nutzen? Dann schau unbedingt mal hier rein, das könnte dir gefallen.

 

By |2018-09-12T12:05:23+00:00November 3rd, 2014|Interviews|1 Comment

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  1. […] Stefan: “Nun, ein „Bewegungsmensch“ war ich immer schon. Neben der Musik hat mich dabei die Kampfkunst am meisten gefesselt. Während jedoch allgemein…..”(->weiterlesen) […]

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