Wenn ich Leuten, die ich neu kennen lerne, erzähle, dass ich als Faszientherapeut in Köln arbeite, werde ich noch häufig mit fragendem Blick angeschaut. Viele Leute wissen noch nicht genau, was Faszien eigentlich sind, doch zum Glück gewinnt dieses Thema zunehmend an Popularität. Denn es kommt auch schon häufiger vor, dass einer staunend reinblickt und stolz erzählt, er kenne Faszien. Meine Frage danach ist dann immer: „Du kennst bestimmt die Black Roll, nicht wahr?“, worauf er mit „ja klar“ antwortet.
Die Black Roll ist das bekannteste Werkzeug auf dem Faszienmarkt und wird von vielen als das Tool der Wahl gesehen, wenn es um Körperarbeit geht und darum, Verspannungen in den Faszien zu lösen. Für viele scheint dann auch das normale „Rollen“ die tragende Säule ihres Wohlbefindens zu sein.
Faszien tragen immer mehr dazu bei, zu verstehen, wie und warum unbekannte Rückenprobleme zustande kommen. Dieses Netz aus bindegewebigen Strukturen ist sehr eng mit unserem Nervensystem gekoppelt und stimuliert es natürlich auch ständig. Ein gängiges Beispiel dafür ist folgendes: Stelle dir vor du bewegst bei geschlossenen Augen deinen Arm, du wirst immer ein Gefühl heben, wo sich dein Arm im Raum befindet. Gerade weil die Faszien als formgebendes Organ in einer ständigen Kommunikation mit dem Nervensystem stehen. Genauso verhält es sich mit Schmerzen. Auf Basis der Art wie wir uns am häufigsten in unserem Alltag bewegen, passen sich unsere Faszien diesem Muster an. Das heißt sie verkürzen sich überall dort, wo überwiegend kurze Faszien benötigt werden und auf der anderen Seite behalten sie dort ihre Fähigkeit sich zu längen, wo ihnen dominierend dieser Impuls gegeben wird. Von außen kann man somit ein Bestimmtes Bewegungsmuster erkennen. Kommt es dazu, dass der Körper wider Erwarten in ein anderes Muster verfällt, an das er nicht gewöhnt ist, sind die Faszien unvorbereiteten Situationen ausgesetzt. Das kann zum Beispiel eine ruckartige Bewegung sein oder ein Stolpern. Dabei kann es dann zu Mikroverletzungen in den Faszien kommen und siehe da, der untere Rücken schmerzt.
Ein anderes mögliches Szenario kann so aussehen: Du hast eine überwiegend sitzende Tätigkeit, an die sich dein Fasziennetz im Laufe der Zeit anpasst. Das sorgt für eine Änderung der Beschaffenheit deiner Faszien im unteren Rücken. Flexible Beweglichkeit wird immer weniger und die Faszien dicker und derber. So kann es dazu kommen, dass die Faszien und Muskeln dem Nervensystem ständig ein Überreizungssignal senden, was sich in Schmerzen äußern kann.
Beachte, wie du mit der Blackroll rollst und wo
Der Effekt, dem die Blackroll ihren Erfolg zu verdanken hat, ist ein ganz simpler, nämlich Druck bzw. der sogenannte „Schwammeffekt“. Rollst du über einen Körperteil, erzeugst du an der Stelle, an der du dich mit der Rolle befindest, einen Druck auf das Gewebe und wenn du weiter rollst, reduziert er sich und das Gewebe formt sich wieder in den Ausgangszustand zurück. Dabei findet ein spezieller Stoffwechselprozess in deinem Gewebe statt und eine Art Bewässerung mit „frischer“ Flüssigkeit. Dieser Mechanismus erzeugt den „Wohlfühleffekt“.
Beachte nun, dass du sehr langsam und bewusst rollst. Versuche zu vermeiden schnell und unkontrolliert zu rollen und stelle dir wirklich gedanklich vor, wie du dich buchstäblich erneuerst und alte Stoffe, die nicht mehr gebraucht werden abtransportiert und mobilisiert werden. Ich kann dir auch empfehlen, nach einer Session gut zu trinken um dem Körper zu helfen diese „alten“ Flüssigkeiten auszuscheiden.
Wenn du wirklich tief und direkt an der Faszie arbeiten möchtest, kann ich dir noch empfehlen immer am Knochenansatz mit dem Rollen zu beginnen. Angenommen, du möchtest die Außenseite deiner Oberschenkel rollen. Ertaste zuerst den Hüftgelnkskopf, der kleine Hügel am oberen Ende deines Oberschenkels. Setze dort in der Kule an und „sinke“ immer tiefer mit dem Druck hinein. Und nun halte den Druck und beginne zu Rollen.
Mit der Rolle an verklebten Faszien arbeiten?
Ein weiterer Effekt, der in der Arbeit an den Faszien immer genutzt wird, ist der sogenannte Release Effekt. Release bedeutet soviel wie „Loslösen“. Verklebte und verkürzte Faszien können für ein Hohlkreuz und eine Unbeweglichkeit im Becken verantwortlich sein. Diese Verklebungen haben Auswirkungen auf deine ganze Körperhaltung, denn das Fasziennetz ist ein ganzkörperliches Organ. Diese wirst du auch nicht mit herkömmlichem Rollen auflösen können, da der Schwammeffekt keine Verklebungen und Verkürzungen löst.
Du kannst die Faszienrolle jedoch auf eine Art benutzen, mit der du an den Verklebungen arbeiten kannst. Da hört allerdings das pure Rollen auf und fängt der sogenannte „Pin und Stretch“ an und du befindest dich im Geheimnis der Faszienrolle.
Möchtest du mehr zum Geheimnis der Faszienrolle erfahren und endlich das wirkliche Potential der Blackroll für dich nutzen?
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